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Der Tonbergbau in Großalmerode
Loren im vorderen Teil der Grube. Der Verschub erfolgt von Hand bzw. an Steilstrecken mit Seilhaspeln. Außerdem sind die Hunte seilbahngängig; die Befestigungsösen sind bei mehreren Hunten an der Oberkante der Stirnseiten zu erkennen.

Die Gewinnung von Ton untertage im Tiefbau wird in Deutschland nur noch in drei Regionen durchgeführt: In Großalmerode bei Kassel in den Gruben Lengemannschacht und Goebel-Werk, in Eisenberg in der Pfalz in der Grube Abendtal sowie in Klingenberg am Main im Tonwerk Klingenthal. Die gewonnenen Rohtone sind aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Zusammensetzungen und Eigenschaften einmalig und werden nur in ganz speziellen Anwendungsgebieten verwendet.
Im hier vorgestellten Lengemannschacht wird Glasschmelzhafenton für Glasschmelzhäfen, Hafenringe, Labortiegel, Rührer und Glasziehdüsen gewonnen. Nur durch die einmalige Zusammensetzung des Rohtones kann sich das Unternehmen trotz der aufwändigen Gewinnung gegen ausländische Konkurrenz behaupten.
Die Tongewinnung erfolgt hier maschinell mit Tongewinnungsmaschinen vom Typ "Vetter" VE 500/11, von der zwei Varianten existieren: Eine Maschine arbeitet mit freischneidender dreiflügeliger Bohrschneide. Das abgebohrte Kleingut wird mittels Bunkerlader aufgenommen und zu einer Kippstelle gefahren. Die zweite Bauart arbeitet mit Förderrohr und eingebauter zweiflügeliger Bohrschneide mit angeschlossener Förderschnecke. Das Kleingut wird dann mit einem unter der Förderschnecke angebautem Abzugsband direkt einer Förderbandanlage zugeführt. Die Maschinen sind mit Raupenfahrwerken ausgestattet.
Der Transport des Rohtons erfolgt im Lengemannschacht sowohl mit Förderbändern als auch mit Förderwagen, die mit Hilfe einer untertägigen Seilbahn-Förderanlage bewegt werden. Diese Anlage ist die letzte ihrer Art in Deutschland.
Im Lengemannschacht arbeiten je nach Bedarf noch bis zu vier Bergleute, in ganz Deutschland waren es 2007 im Tonbergbau noch 27. Die Fördermenge schwankte zwischen 1.500 und 8.000 Tonnen Ton.
(Quelle: Auszüge aus einem Vortragsmanuskript von Stefan Bauer zum Tonbergbau am 08.02.2007 im Glas- und Keramikmuseum Großalmerode)
Die Kamera vermag die Stimmung in der alten Schachtanlage nur unzureichend einfangen. Man muss dort gewesen sein! Kein aufgegebener Ort, sondern Schäden am aktuellen Abbaustollen. Holz und Eisen können den Berg nur bedingt aufhalten. Am Abbauort: DerBunkerlader von hinten. Stollen mit rechteckigem Ausbau, Lorengleis, Förderband und Frischluftzufuhr. Eine der wenigen Weichen. Gewöhnlich werden die Loren von Hand auf einer Stahlplatte zum nächsten Gleisanschluss geschoben. Bremsberg mit Seilhaspel für den Lorentransport. Die Stollen sind keineswegs ohne Steigungen und Gefälle!
Am 13.06.2009 bestand die Möglichkeit, den Lengemannschacht zu besichtigen. Der Einstieg erfolgte über 16 Fahrten in ca. 60 Meter Tiefe, die Tour führte untertage durch verschiedene Stollen bis zur aktuellen Vortriebsstrecke. Dabei konnten aufgegebene Örter ebenso gesehen werden, wie Bremsberge mit Haspelbetrieb für die Loren oder der eingesetzte Lader vom Typ "Atlas Copco T2g".
Druckluftbetriebenes Ladegerät Atlas Copco T2g.
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