Nördlich von Garching trifft man 2023 noch auf Feldbahnrelikte, die auf
eine lange Historie zurück blicken können.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde dort eine weitläufige Feldbahn für das
Militär gebaut, die verschiedene Einrichtungen miteinander verband. Das
Pulvermagazin in Milbertshofen, den Schießplatz in Freimann, den
Flugplatz und den Bahnhof der Staatsbahn in Oberschleißheim. Diese Bahn
wurde wohl bald nach dem Krieg zurückgebaut.
Um 1930 erwarb die Gemeinde Garching gebrauchtes Feldahnmaterial
inklusive einer Lokomotive und diverser Wagen von einer Militärbahn in
der Pfalz. Damit wurde eine mehrere Kilometer lange Strecke von der
Münchner Kläranlage Großlappen zum Hacklholz westlich von Garching
gebaut. Am Hacklholz wurde ein Lokschuppen errichtet. Aufgabe dieser
Bahn war es, Klärschlamm auf die neu angelegten Felder des bisherigen
Ödlands zu bringen und diese damit fruchtbarer zu machen. Angebaut
wurden hauptsächlich Kartoffeln. 1964 Jahre wurde anstelle der Feldbahn
eine Druckrohrleitung verlegt, doch schließlich erkannte man, dass der
Klärschlamm mit Schadstoffen belastet und keineswegs für die Düngung von
Feldern geeignet war, und die Ausbringung von Klärschlamm wurde 1978
aufgegeben.
Die Schlamm-Feldbahn mit 600 mm Spurweite wurde im Laufe der Zeit mit
mindestens drei Lokomotiven befahren. Zunächst war eine zweiachsige
Ruhrthaler-Stangenlok (1202/1931, Typ 30 DL/S2) im
Einsatz, später kam eine dreiachsige Deutz (25930/1939,
Typ A4M 317F) dazu, zuletzt noch eine Schöma-Lok (2113/1958,
Typ CFL 90).
1964 wurde der Bahnbetrieb eingestellt und die Deutz- und Schöma-Loks
wurden an die Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg verkauft.
Fotos der Ruhrthaler-Lok:
Facebook und
Facebook (Bilder sind ohne Anmeldung sichtbar)
Der Lokschuppen ist in mäßigem Zustand auch 2023 noch erhalten. Er wurde
zuletzt von einem Fischereiverein genutzt. Während unmittelbar vor dem
Gebäude keine Gleise mehr liegen, finden sich an der ehemaligen Zufahrt
unter dem Gras noch mehrere Meter Gleise und mindestens zwei Weichen.
Die Fotos vom 05.11.2023 zeigen diese Situation. Im Sommer wird man hier
wohl gar nichts erkennen.
Hinweis:
Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden.
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1 Das in den 1930er Jahren errichtete
Werkstattgebäude diente auch als Lokschuppen mit zwei Gleisen.
Möglicherweise wurde das Garagentor nachträglich eingebaut, um
ab 1958 alle drei Loks unterbringen zu können.
2 Das gesamte Gebäude ist baufällig und steht
leer.
3 Auf drei Seiten umgibt ein Maschendrahtzaun
das Gelände, dessen Pfosten teilweise aus alten Schienenstücken
bestehen. |
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4 Die Einfahrt in das Gelände. Ab dem Tor
liegen keine Gleise mehr, außerhalb davon sind noch Reste
erhalten.
5 Man muss selbst im Winter suchen, um die
Schienenstücke zu finden. Dieser Weiche fehlt die linke Zunge.
6 Zwischen dem Waldrand und dem Feld
verläuft die Feldbahntrasse. Wie weit die Gleise noch liegen,
ist ohne größere Grabungsarbeiten nicht erkennbar. |
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7 Hier ist ein Teil der zweiten Weiche
unter der dicken Grasnarbe aufgegraben worden.
8 Die Schienen liegen so tief in Erde und
Gras, dass man nicht einmal darüber stolpert. |
Links zum Thema:
GC5M10B Bockerlbahn (Traditional Cache) in Bayern, Germany
created by artiste_de (geocaching.com)
Militärbahn und Schlammbahn - Förderverein Garchinger Geschichte
e.V. (fgg-garching.de) |
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18.02.2024 |
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