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Übergabeverkehr zwischen
Walburg und Großalmerode West

Zur Gelstertalbahn Walburg - Eichenberg zählte auch eine Strecke, die in Velmeden abzweigte und nach den Stationen Rommerode und Epterode, wo bedeutende Güterkunden an die Bahn angebunden waren, in Großalmerode West endete. Mit ihrer Inbetriebnahme von Walburg aus 1883/1884 war sie sogar die Keimzelle der späteren Gelstertalbahn, die erst 1915 fertig gestellt wurde.

Aufgrund der Topografie der Stadt Großalmerode konnte die Strecke vom Westbahnhof jedoch nicht weiter nach Norden gebaut werden, so dass in Velmeden ein Abzweig geschaffen und eine neue Trasse über Laudenbach, Großalmerode Ost, Hundelshausen, Trubenhausen und Witzenhausen nach Eichenberg gebaut wurde. Die 1915 eröffnete Strecke erhielt in Großalmerode Ost einen seltenen Spitzkehrenbahnhof, weil auch hier kein ortsnaher Durchgangsbahnhof gebaut werden konnte.

Während der Personenverkehr auf dem Ast zum Westbahnhof genau wie auf den übrigen Abschnitten der Gelstertalbahn bereits am 03.06.1973 eingestellt wurde, konnte sich der Güterverkehr immerhin bis Ende 2002 halten. Erst die Schließung der Zeche Hirschberg in Epterode brachte mit der letzten Fahrt am 13.12.2002 das Aus.

Wurde zuletzt nur noch die moderne Verladeanlage der Braunkohlenzeche in Epterode bedient, waren noch Anfang der 1990er Jahre einige weitere Güterkunden vorhanden: In Rommerode die Vereinigten Großalmeroder Tonwerke sowie in Großalmerode West das Schmelztiegelwerk August Gundlach. Daneben zweigte zwischen Velmeden und Rommerode an der Ladestelle Steinholz eine mehrere Kilometer lange, im Zweiten Weltkrieg erbaute, Anschlussbahn ab. Sie endete in Hirschhagen, wo 1936 eine Munitionsfabrik erbaut wurde. Später siedelten sich verschiedene Unternehmen auf dem Gelände an, von denen zuletzt noch der Schrotthändler Schüller und das Isolierstoffwerk der Firma Isofloc bedient wurden. 

 
Die Strecke wurde in mehreren Etappen eröffnet und auch stückweise wieder stillgelegt: 
Streckenabschnitt km Eröffnung Einstellung PV Einstellung GV
Walburg - Velmeden - Epterode 6,1 27.03.1883 03.06.1973 15.12.2002
Epterode - Großalmerode West 1,8 01.02.1884 03.06.1973 01.09.1994
Velmeden - Großalmerode Ost 6,6 15.12.1915 03.06.1973 03.06.1973
Großalmerode Ost - Trubenhausen 4,4 15.12.1915 03.06.1973 03.06.1981
Trubenhausen - Hundelshausen 3,2 15.12.1915 03.06.1973 31.10.1984
Hundelshausen - Witzenhausen Süd 5,1 15.12.1915 03.06.1973 28.05.1988
Witzenhausen Süd - Eichenberg 5,6 15.12.1915 03.06.1973 31.12.2001
 Hinweis  Die folgenden Aufnahmen entstanden während der letzten Betriebsjahre bzw. nach Stilllegung der Strecke. Sie zeigen die Strecke von Süd nach Nord, also von Walburg nach Großalmerode West. Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.
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 Von Walburg nach Steinholz
km 1,7
km 1,7
1 2
  1   Vor der Kulisse des Dorfes Velmeden ergibt sich bei km 1,7 dieser Blick auf die Bahn. Da am Vormittag gefahren wird, ist die Lokseite schattig. 290 053 ist am 22.10.1990 ohne Wagen auf dem Weg zurück nach Walburg.

2   Ebenfalls zwischen Velmeden und Walburg ist am 10.09.1991 ein Kohlenzug auf dem Rückweg von Epterode. Zuglok ist 290 319. Die in Epterode gewonnene Braunkohle wird im Kraftwerk Kassel verfeuert.
km 2,9
km 3,2
3 4 5
  3   Bei km 2,9 überraschte der Zug den wandernden Fotografen: Am 03.10.1989 bringt 290 061 den Bahnhofswagen 61 036-0 vom BW Mainz zur Verschrottung nach Hirschhagen. In Kürze wird sie die Ladestelle Steinholz erreichen und auf die Anschlussbahn nach Hirschhagen abbiegen. Die Fahrten nach Hirschhagen wurden als Sperrfahrt von Walburg aus durchgeführt.

4   Nicht weit von Steinholz entfernt bringt am 22.10.1990 die 290 053 einen gedeckten Güterwagen nach Walburg, nachdem sie zuvor in Epterode beladene und leere Kohlenwagen rangiert hatte (s.u.).

5   Mit einem beladenen Kohlezug rollt 295 065-7 am 27.02.2001 talwärts. Aufgenommen wurde der Zug zwischen der Abzweigstelle Steinholz und Velmeden.
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 Die Anschlussbahn Steinholz - Hirschhagen
km 1,0
km 7,8
km 12,8
6 7 8
  6   Bei Rommerode überquert die 1936 errichtete Anschlussbahn einen Einschnitt. 290 061 passiert mit zwei Wagen von Hirschhagen kommend die Brücke.

7   Zur Tarnung wurden die Anlagen der Munitionsfabriken im Zweiten Weltkrieg oft in dichten Wäldern errichtet. Das ist auch am 18.09.1991 zu erkennen, als 290 319 an der Einfahrt zum Gewerbegebiet erreicht. Im Vordergrund ist das zweite Gleis zu erkennen, da früher eine komplette Ringstrecke vorhanden war.

8   Rangierbetrieb in Hirschhagen: 290 319 hat endlich den holländischen Schiebewandwagen an sein Ziel gebracht, der zuvor schon bis Epterode mitgenommen worden war. Der Containerwagen stammt aus Großalmerode West und ist auf dem Rückweg nach Walburg und die Hochbordwagen dahinter kommen aus dem Anschluss des Schrotthändlers in Hirschhagen.
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 Weiter von Steinholz nach Großalmerode West
km 5,3
km 5,3
9 10
  9   In Rommerode zweigt der Anschluss der Vereinigten Großalmeroder Tonwerke ab, der 1989 noch bedient wird. 290 061 passiert den Anschluss als ÜG 68546 am 03.10.1989.

10   Ebenfalls am 03.10.1989 entsteht diese Aufnahme, die die 290 061 im Anschluss mit einem G- und einem Tds-Wagen zeigt.
km 6,1
km 6,1
km 6,1
11 12 13
  11   Als 1988 die Kohleverladung wieder aufgenommen wird, nutzt man noch das Ladegleis direkt am 1927 erbauten Bunker. Später wird zur Optimierung eine Verladebrücke an Gleis 3 gebaut und die Zufahrt zum alten  Anschluss stillgelegt.

12  13  Am 31.08.1997 verirrt sich der Schienenbus 796 761 der Eisenbahnfreunde Walburg auf einer seiner seltenen Sonderfahrten als "Frau Holle-Express" nach Epterode. Das restliche Streckenstück bis Großalmerode ist zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre stillgelegt.
km 6,1
km 6,1
km 6,1
14 15 16
  14   Viel Betrieb in Epterode am 22.10.1990: Während links ein beladener Kohlenzug auf die Abfuhr nach Kassel-Niederzwehren wartet, schiebt 290 053 einen Leerzug und einen gedeckten Güterwagen auf das Ladegleis.

15   Alle Gleise besetzt: Die Beladung des Kohlenzuges links ist noch nicht abgeschlossen und das Zagro-Gabelstapler Verschubbgerät wird noch zu tun haben. 290 053 hat die leeren Wagen deshalb auf dem Ladegleis abgestellt, umfährt nun die Wagen, um den gedeckten Güterwagen alleine nach Walburg zurück bringen zu können (siehe Bild 6).

16   Auch am 18.09.1991 muss rangiert werden, als 290 319 zwölf leere Wagen zur Beladung brachte. Der Schiebewandwagen hat noch eine weitere Reise vor sich, den er ist für das Industriegebiet Hirschhagen bestimmt.
km 6,1
km 6,1
km 6,1
17 18 19
  17  18  19   Die "Werklok" der Zeche Hirschberg wird zusammengestellt: Der Stapler stellt den Rollwagen auf das Gleis, fährt über die Rampe darauf, die Rampe wird angehoben und die Antriebsräder des Staplers treiben über Walzen die Schienenräder an.
km 6,1
km 6,1
km 6,1
20 21
  20   Noch am 06.10.1993 verirrt sich die altrote 290 219 nach Epterode, um acht leere Wagen unter die Verladung zu rangieren. Am Kohlenbunker, der nach der Stilllegung der Zeche im Juli 2003 abgerissen wird, sind noch die Auslaufrutschen der alten Verladung zu sehen.

21   Von der Verladebrücke aus wird die Ankunft eines Leerzuges mit 294 219 an der Spitze fotografiert. Mittlerweile ist das Ladegleis abgebaut worden, nur die Gleiswaage blieb im Schotter erhalten.
km 6,1
km 6,1
km 6,1
22 23 24
  22  23   Letzte Fahrt: 294 128 übernimmt am 13.12.2002 den letzten Braunkohlezug der Zeche Hirschberg. Eine entsprechende Tafel an der Lok, Kreideaufschriften am letzten beladenen Wagen und ein paar Fotos - zwei Tage später wird die Strecke offiziell stillgelegt.

24   Abschied. Der Rangierer hat die Gleissperre schon verschlossen und künftig wird kein Zug den Straßenverkehr zwischen Rommerode und Epterode mehr blockieren. Der markante Hochbunker der Zeche wird im Juli 2003 abgerissen.
km 7,9
km 7,9
25 26 27
  25   Am 25.04.1984 erreicht 290 316 den Westbahnhof von Großalmerode. Rechts ist der Anschluss der Vereinigten Großalmeroder Tonwerke VGT zu erkennen.

26   An der Ladestraße vorbei zieht 290 316 mit vier Selbstentladern einen Containerwagen aus dem am Bahnhofsende gelegenen Anschluss des Schmelztiegelwerkes August Gundlach. Hinter der Lok befand sich früher ein Verladebunker der Braunkohlenzeche Hirschberg.
Danke an UvW für die Genehmigung, diese beiden Bilder verwenden zu können.

27   Der Verladebunker der Zeche Hirschberg, hier wahrscheinlich auf einem Foto Anfang der 1970er Jahre. Ganz rechts ist angeschnitten der Güterschuppen zu erkennen, der auch heute noch vorhanden ist und von Modelleisenbahnfreunden genutzt wird.
km 7,9
km 7,9
28 29
  28   Im Winter 1988 ist der Bahnhof Großalmerode West noch in Betrieb, doch außer drei Bahnhofswagen ist nichts zu entdecken.

29
   Viel Betrieb herrscht nicht mehr in Großalmerode West am 28.06.1992, wie die rostigen Gleise erkennen lassen. Doch ein Selbstentlader wartet noch Abholung.
km 7,9
km 7,9
km 7,9
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  30  31  32   Nur einmal gelingt es dem Autor, den Rangierbetrieb in Großalmerode West zu beobachten. Am 18.09.1991 bringt 290 319 einen holländischen Schiebewandwagen mit, der eigentlich für den Anschluss Isofloc in Hirschhagen bestimmt ist. Aus dem Anschluss des Schmelztigelwerkes August Gundlach muss ein Containertragwagen abgeholt werden, was zu einigen Rangierfahrten führt.
km 7,9
km 7,9
km 7,9
33 34 35
  33   Im Oktober 1993 lässt der neue Besitzer des Empfangsgebäudes umfangreiche Restaurierungen vornehmen. Die Dächer sind bereits neu gedeckt, kleinere neue Fenster eingesetzt. Der Bahnhof wird noch rund ein Jahr lang von Zügen angefahren werden können.

34   Am 27.12.2008 werden die traurigen Überreste aufgenommen. Das Bild zeigt die Einfahrweiche 14 Jahre nach der Streckenstilllegung.

35   In der Gegenrichtung fällt der vergessene Bahnhofswagen 61 203-6 auf. Der Rest des Güterschuppen-Gleises ist zugeschüttet worden.
   
  Weitere Informationen zu dieser Bahnstrecke:
www.vergessene-bahnen.de/Ex198nm.htm
 
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